Projektbeschreibung
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K Architekt Konrad WachsmannAudioguide

von Anna Łuszczakiewicz

Gedenktafel Konrad Wachsmann Im historischen Zentrum der Stadt Frankfurt, auf dem Marktplatz, befindet sich das ab 1253 im Stil norddeutscher Backsteingotik erbaute Rathaus. Der Südgiebel entstand während einer ersten Blütezeit der Stadt im 14. Jahrhundert. Als Symbol der Bedeutung des mittelalterlichen Heringshandels für Frankfurt, prangt an der Fassade ein vergoldeter Hering.
Vis-à-vis, an der Ecke Große Scharrnstraße/Marktplatz befindet sich das Kino Cinestar-Frankfurt (Oder).
Auf dem Areal des Kinos befand sich früher die älteste Apotheke Frankfurts, die Adler-Apotheke. Dieses repräsentative Haus war ursprünglich das Stadthaus der Bischöfe von Lebus. Hier wird am 16. Mai 1901 Konrad Wachsmann als Sohn einer alteingesessenen jüdischen Apothekerfamilie geboren. Er ist das dritte von vier Kindern. An sein Leben und Wirken als bedeutender Ingenieur und Architekt des Bauhauses erinnert eine Gedenktafel.
Nach einer abgeschlossenen Ausbildung zum Tischler und Zimmermann bei der Firma Münnich in Frankfurt verlässt Konrad Wachsmann 1920 die Stadt. Er geht nach Berlin an die Kunstgewerbeschule und später nach Dresden an die Kunstakademie, wo er sich als Meisterschüler Hans Poelzigs der Neuen Sachlichkeit und expressionistischer Architektur widmet. Wachsmanns architektonisches Schaffen ist bestimmt von der Suche nach einem universellen Knotenpunkt, der alles verbindet. Sein Interesse gilt der industriellen Vorfertigung und der Entwicklung von Familienhäusern im Holzbausystem.
Seit 1926, im Alter von nur 25 Jahren, ist Konrad Wachsmann Chefarchitekt der damals größten Holzbau- und Maschinenfabrik Europas Christoph & Unmack AG in Niesky in der Oberlausitz. Drei Jahre später entsteht in Jüterbog das Haus für Dr. Georg Estrich - Wachsmanns einziger Massivbau und ein Sinnbild der Klassischen Moderne. Das Gebäude steht heute unter Denkmalschutz. Wachsmann erfährt von den Plänen der Stadt Berlin, den großen Albert Einstein zu seinem 50. Geburtstag mit einem Haus zu beschenken. Kurz entschlossen bietet Wachsmann Einstein einen seiner Entwürfe an, und erbaut dann das Sommerhaus Einsteins in Caputh im Landkreis Potsdam-Mittelmark. Die beiden Männer verbindet seitdem eine enge Freundschaft.
1932 verlässt Wachsmann Deutschland und geht nach Italien In Rom tritt er durch den Preis der Preußischen Akademie ein Stipendium an der Villa Massimo an. Doch bereits ein Jahr später tritt er aus Protest gegen das nationalsozialistische Regime aus der Akademie aus und gründet ein eigenes Architekturbüro in Rom. Im Jahre 1935 besucht er seine Heimatstadt ein letztes Mal vor dem Ausbruch des Krieges. Um 1938 einer so genannten Schutzhaft in Italien zu entgehen, flieht Wachsmann nach Frankreich. Dort wird er 1939 interniert und schließt sich in der Folge freiwillig der französischen Armee an. Mit Hilfe Albert Einsteins kann er 1941 in die USA emigrieren.
Wachsmanns in Frankfurt verbliebene Familie kann sich nicht mehr retten: Seine Mutter, der Bruder Heinz und die Schwester Charlotte mit ihrem Sohn werden 1942 nach Riga deportiert und ermordet.
Trotz dieser schrecklichen Erinnerungen, bleibt Konrad Wachsmann Deutschland und besonders Frankfurt verbunden, Persönlich war er hier auch nie mit dem Antisemitismus konfrontiert worden.
Als Wachsmann nach dem Krieg Deutschland besucht und das Ausmaß der Zerstörung erkennt, ist er "so erschüttert, dass aller Hass in [ihm erlischt]." Er erinnert sich:

Wenn ich an zu Hause denke, sehe ich seltsamerweise immer eine Stadt im Winter vor mir. Frankfurt im Schnee. Ich erinnere mich an lange Fahrten im Pferdeschlitten, an die weite weiße Landschaft, das Eis auf der Oder und an Schneeballschlachten. Frankfurt als ein verklärtes Breughelbild. (…) Heimat ist wohl immer dort, wo man geboren wurde. Heimat sind die ersten Bäume und Häuser, die man gesehen hat. Heimat ist auch der Ort, an dem man sich zum ersten Mal blutige Knie holte und Hilfe suchend zu seiner Mutter gelaufen ist.

Auch wenn die Erinnerung an Frankfurt stets lebendig bleibt, baut sich Konrad Wachsmann in den USA ein neues Leben auf. Er arbeitet intensiv mit Walter Gropius zusammen und entwickelt das General Panel System, ein Fertighausbausystem mit dem Wachsmann internationale Bekanntheit erreicht. Dieses System ermöglicht es fünf Arbeitern, in nur neun Stunden ein fertiges Haus aus hölzernen Bauplatten zu errichten. Durch seine Einfachheit wird dieses System zu einem Meilenstein in der Geschichte des industriellen Bauens. Auch in Frankfurt (Oder) können Sie in Form der umstrittenen Plattenbauten Nachfolger dieser von Wachsmann mitbegründeten Bauweise besichtigen.

Wachsmann forscht und lehrt an verschiedenen amerikanischen Universitäten, wie dem Institute of Design in Chicago, der University of Illinois und später der University of Los Angeles. Auch kehrt er für Gastvorlesungen und Besuche stets und häufig nach Europa und Deutschland zurück.

Als im Rahmen der Feierlichkeiten zu Einsteins 100. Geburtstag im Jahr 1979 das Caputher Sommerhaus rekonstruiert werden soll, besucht Wachsmann seine Heimatstadt zum letzten Mal. Im Zuge des Besuches verfügt er testamentarisch, dass nicht nur sein Nachlass in Deutschland verwaltet werden solle, sondern auch seine sterblichen Überreste:

Wenn mir etwas passiert, will ich hier in Frankfurt beerdigt sein. Man muss einen Platz haben, an den man gehört. Oder man muss es wie Einstein machen und die Asche in den Wind streuen lassen!

Nur ein Jahr nach diesem Besuch stirbt Konrad Wachsmann am 26. November 1980 in seinem Haus in Los Angeles. Seinem Wunsch gemäß wird er auf dem Frankfurter Hauptfriedhof neben seiner Schwester Marga und ihrem Ehemann bestattet. So kehrt er zurück an den Ort, an dem sein Leben begann und der für ihn stets Heimat und Liebe bleibt. Frankfurt (Oder) war und blieb Wachsmanns universeller Knotenpunkt, an dem alles anfing und alles zu einem Ende kam.

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I - Schicksale: Familie Kurt Fellert
J - Gestapo-Leitstelle und Gruppe Hannemann
K - Architekt Konrad Wachsmann
L - Jüdische Unternehmer der Zwischenkriegszeit - Kaufhaus Hirsch
M - Jüdische Unternehmer der Zwischenkriegszeit - Bettfedernfabrik Neumann
N - Schicksale: Nissel Weißmann und Heinz Vater


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Institut für angewandte Geschichte
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